Quellenangabe: Segeberger Zeitung vom 28.11.2023, Seite 26
Nixdrumrum: Einkaufen mit Abo
Monatliches Guthaben für Stammkunden: Unverpackt-Laden in Bad Segeberg hofft auf stabilere Einnahmen
Bad Segeberg. Im Unverpackt-Laden Nixdrumrum in Bad Segeberg kaufen Kunden vor allem Lebensmittel verpackungsarm ein. Doch das Geschäft von Kerstin Dathe und Dirk Boldebuck hat es schwer. Die Einnahmen schwanken stark. Ein neues Abomodell soll für zuverlässige Einnahmen sorgen und Stammkunden noch enger binden.
Das Abo ist ein monatliches Guthaben bei Nixdrumrum in Bad Segeberg. Abonnenten verpflichten sich, monatlich einen Mindestbetrag im Unverpackt-Laden auszugeben. Am 1. Januar 2024 startet die Testphase.
„Das Abo funktioniert wie bei einer solidarischen Landwirtschaft“, sagt Mitinhaberin Kerstin Dathe. „Statt einer Gemüsekiste pro Woche gibt es bei uns ein Guthaben im Monat.“ Die Höhe des monatlichen Guthabens bestimmen die Kunden und Kundinnen selbst: 50, 75 oder 100 Euro sind möglich – auch Kombinationen davon.
„Das Geld wird von uns per Lastschrift eingezogen“, erklärt Dathe. Alle Abonnenten bekommen ein Kundenkonto bei Nixdrumrum, auf dem das Guthaben hinterlegt ist. Außerdem erhalten sie einen individuellen QR-Code. „Entweder auf dem Handy oder auf einem Kärtchen“, erklärt Dathe. Beim Einkauf wird dieser Code an der Kasse gescannt, so wissen Dathe und ihr Kollege Dirk Boldebuck, wie viel Guthaben in diesem Monat noch auf dem Konto verfügbar sind. Ist das Guthaben aufgebraucht, zahlen die Kunden den Restbetrag ganz normal an der Kasse.
Das Abomodell ist keine Erfindung von Nixdrumrum. „Ich habe das in der Verbandszeitschrift der Unverpacktläden gesehen“, berichtet Dathe. Einige Läden in Süddeutschland arbeiteten mit ähnlichen Abomodellen.
Das Abomodell bei Nixdrumrum in Bad Segeberg startet am 1. Januar 2024 mit einer sechsmonatigen Testphase. Abonnenten verpflichten sich also zunächst für sechs Monate. Ohne Kündigung verlängert sich das Abo danach für ein weiteres Jahr. „Es gibt eine Kündigungsfrist von drei Monaten“, sagt Dathe.
Mithilfe der Abos erhoffen sich Dathe und Boldebuck gleichmäßigere Einnahmen, um das Geschäft planbarer zu machen. „Die Schwankungen sind sehr groß“, sagt Dathe. Das habe sich mit der Coronapandemie noch verstärkt. Gerade in Ferienzeiten sinken die Einnahmen stark. Die Fixkosten aber bleiben monatlich dieselben. „Unser Ziel ist, dass wir mit den Abos die Hälfte unserer Fixkosten decken können“, sagt Dathe. Dafür bräuchten sie schätzungsweise 100 Abonnenten. „Das ist abhängig davon, wie hoch der Betrag ist.“
Eine Umfrage unter den Stammkunden stimmt Dathe zuversichtlich. Gut 60 Kunden hätten ihr Interesse bekundet. Knapp 30 Verträge seien bereits jetzt geschlossen worden. Unter anderem von Kundin Gabi Krosta aus Fahrenkrug. Sie will sich verpflichten, regelmäßig bei Nixdrumrum einzukaufen. „Ich finde die Idee super“, sagt Krosta und meint damit sowohl das verpackunslose Einkaufen als auch das Abo. Sie habe sich umgewöhnen müssen im Einkaufsverhalten. „Aber alles, was ich hier einkaufen kann, will ich hier einkaufen“, sagt Krosta. Auf diese Art von Selbstverpflichtung ist der Unverpackt-Laden in Bad Segeberg angewiesen, wenn er erhalten bleiben soll. In Kiel etwa hat ein ähnliches Unverpackt-Geschäft 2022 geschlossen.
Gut 800 vor allem haltbare Produkte gibt es im Sortiment des Unverpackt-Ladens Nixdrumrum in der Hamburger Straße 12: verschiedene Getreide- und Mehlsorten, Nudeln, Müsli, Trockenfrüchte, Öle, Essig, Nüsse, Süßigkeiten, Gewürze, Tee, Kakao, Milchprodukte, aber auch Waschmittel, Pflegeprodukte und weitere Zero-Waste-Artikel.
Die Gefäße bringen die Kunden selbst mit, die Ware wird beim Bezahlen gewogen, das Gefäßgewicht abgezogen. So können Kunden die Mengen kaufen, die sie benötigen und Verpackungsmüll wird reduziert, denn Dathe kauft ihre Ware in Großgebinden ein. „Ich hatte schon Kunden hier, die mit einem Backrezept eingekauft haben.“
Kundin Gabi Krosta ist fertig mit ihrem Einkauf, an der Kasse zahlt sie fast 50 Euro – damit hätte sie ein monatliches Guthaben von 50 Euro schon aufgebraucht. „Wenn man 50 Euro auf vier Wochen aufteilt, ist das gar nicht so viel“, sagt Dathe.
Sollte das Guthaben in einem Monat nicht aufgebraucht werden, verfällt es nicht sofort, betont Dathe. Das Guthaben werde auf den nächsten Monat übertragen, gemeinsam mit dem neuen monatlichen Beitrag. Große Summen sollten jedoch nicht angehäuft werden. Die Kunden sollten einen monatlichen Betrag wählen, der realistisch ist, so Dathe. Abonnenten von Nixdrumrum haben Zugang zum Treuesystem Piggy – pro ausgegebenem Euro gibt es einen Punkt. Die gesammelten Punkte können in Prämien eingetauscht werden.
Der Unverpackt-Laden in Bad Segeberg hält zudem verschiedene Services für alle Kunden bereit – auch Nicht-Abonnenten: Mit dem Abfüllservice können Kunden ihre Einkaufsliste und ihre Behälter hinterlegen, Dathe und Boldebuck übernehmen den Rest. Mit dem Mahlwerk können Kunden ihr Getreide zu Mehl verarbeiten lassen. Auch eine Nussmusmaschine ist verfügbar. Beim Kauf von Großgebinden gibt es Rabatte.
Quellenangabe: Segeberger Zeitung vom 28.11.2023, Seite 26